#629 Strafjustiz ohne Richter - im Gespräch mit Prof. Marc Thommen
Duri Bonin geht mit Prof. Marc Thommen der Frage nach, wie sich das Strafbefehlsverfahren in der Schweiz entwickelt hat. Bei der Einführung war man sich der rechtsstaatlich problematischen Elemente sehr bewusst. Ursprünglich war es ausschliesslich für Bagatelldelikte gedacht. Mit zunehmender Gewöhnung verlor sich das Bewusstsein für die Problematik, die mit einem inquisitorischen Modell verbunden sind. Dementsprechend wurde das System in den letzten 100 Jahren Schritt für Schritt zugunsten der Staatsanwaltschaft verändert. Marc und Duri werfen auch einen kurzen Blick über die Landesgrenzen und diskutieren, warum das System dort anders ist und woher die Strafgläubigkeit der Schweiz kommt. Die Schweiz fokussiert deutlich stärker auf Verurteilungen als die Nachbarländer. Man muss sich die Zahlen vor Augen führen: Drei von vier zu Freiheitsstrafen Verurteilte haben keinen Richter gesehen. Umgekehrt ausgedrückt: 75% der Freiheitsstrafen fällen Staatsanwälte aus.
Links zu diesem Podcast:
- Art. 352 ff. StPO - Strafbefehlsverfahren
- Nationalfondsstudie - Zahlen und Fakten zum Strafbefehlsverfahren
- Marc Thommen, Professor für Strafrecht Universität Zürich
- Anwaltskanzlei von Duri Bonin
- Lehrbücher für Anwaltsprüfung und Anwaltsmanagement
- Das Interviewbuch zum Podcast: In schwierigem Gelände — Gespräche über Strafverfolgung, Strafverteidigung & Urteilsfindung
Podcastfolgen zum Strafbefehl:
- #622 Der Strafbefehl (Art. 88 IV, 352 ff. StPO): Chancen und Risiken - im Gespräch mit Prof. Marc Thommen
- #623 Strafbefehle: Zahlen, Fakten und Erkenntnisse – im Gespräch mit Prof. Marc Thommen
- #625 Einsprache gegen Strafbefehl (Art. 355 StPO) – im Gespräch mit Prof. Marc Thommen
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